In der 24. SSW kam Frederik mit 345g in unserem Perinatalzentrum zur Welt. Mehr als 250 Tage wurden er und seine Eltern betreut. Heute nun der lang ersehnte Abschied – der auch ein bisschen weh tut.
Es gibt zwei Typen von Menschen auf der Welt: die einen glauben an Wunder, die anderen sind selbst welche
Eigentlich hätten Frederiks Eltern noch vier Monate länger Zeit gehabt: Um Babysachen zu kaufen, das Zimmer einzurichten, sich gemeinsam auf den lang ersehnten Nachwuchs zu freuen und die Schwangerschaft zu genießen. Doch plötzlich dann ging alles ganz schnell. Nach einer feindiagnostischen Untersuchung in der 21. Schwangerschaftswoche stand fest: ihr Kind muss auf die Welt geholt werden. Viel zu früh. Kritisch früh. „Wir haben den Punkt abgewartet, wo er außerhalb des Mutterleibs besser versorgt werden konnte als darin“, sagt Chefarzt Dr. Horn. In der 24. SSW war es so weit: Lungenreife, Magnesiumgabe – Hoffen und Bangen. Geplant wurde Frederik am 8. März auf die Welt geholt. Mit gerade einmal 345g. Anspannung im Team. So klein war er, so gebrechlich – und so stark. Gemeinsam mit den Pflegerinnen und Ärzt:innen auf unserer Station 3.5 und ganz viel Liebe seiner Eltern kämpfte er sich ins Leben. Kuscheln, Nähe spüren und känguruhen durfte er schon nach einer Woche, auch Mamas Milch kosten. Täglich kamen seine Eltern aus der fernen Rhön in unser Zentrum, um ihren kleinen Jungen zu besuchen. Voller Zuversicht und positiven Gedanken begleiteten sie ihren kleinen Schatz. Sie sahen über acht Monate, wie er an Gewicht zunahm, wie sein Zustand sich stabilisierte, aber auch, wie es immer mal wieder auch Rückschläge gab. Im Juli war klar, dass Frederik auch zuhause auf Atemunterstützung via Trachealkanüle angewiesen sein wird. Heute leuchten die Augen von Mama Doreen, wenn sie erzählt, dass er schon einige Stunden ohne Beatmung schafft.
„Wir haben uns von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Alle auf Station gehen so liebevoll mit ihren kleinen Patienten um. Und alle fiebern mit - nicht nur Pflegerinnen und Ärzt:innen, auch Physio, die Damen aus der Milchküche und die Reinigungskräfte“, sagt sie zum Abschied.
Dass Station und Sozialdienst sie bei der Suche nach einer Intensivpflege für Frederiks Nachtstunden unterstützt haben, hebt sie besonders hervor. Wie schwierig so eine Betreuung zu finden ist, gerade auf dem Land, kann man kaum in Worte fassen. Dass es nun doch geklappt hat, macht Doreen und ihren Mann Sebastian wirklich froh. Sie sind sehr zuversichtlich, dass Frederik bald immer länger ohne Atemunterstützung auskommen wird – und sie freuen sich unendlich auf den Tag, wenn sie Frederiks Stimme das erste Mal hören dürfen.
Heute geht Frederik nach 255 Tagen auf unserer Neonatologie nachhause. Mit mehr als 5.000g Gewicht, als starker, kleiner Junge. Ein Abschied, den sich alle herbeigesehnt haben – und der doch weh tut. In der langen Zeit wurden Schwester Ulrike und ihr Team ein Teil der Familie. Und Frederik mit Doreen und Sebastian ein Teil des Teams. Wir hoffen mit Familie Bauer, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen – und versprechen, dass wir doch immer für sie da sind, um Frederik auf seinem fordernden Weg weiter zu begleiten.
„Es gibt zwei Typen von Menschen auf der Welt: die einen glauben an Wunder, die anderen sind selbst welche“, sagt Mama Doreen.
Lieber Frederik, liebe Doreen und Sebastian: Wir wünschen euch von Herzen alles erdenklich Gute für die Zeit zuhause.